Tambourcorps

Der Begriff kommt aus dem Französischen und heißt wörtlich übersetzt „Trommelcorps“ - wir würden Spielmannszug sagen. Das Tambourcorps besteht nur aus Hornisten (Flötenspielern) und Tambouren (Trommlern). In der früheren Zeit hatte das Tambourcorps noch nicht so viel Bedeutung wie in der heutigen Zeit. Französische Dorfgemeinschaften schlossen sich zusammen, schnitzen sich eigene Flöten, bauten Trommeln mit Ziegenfell und schrieben sich eigenen Tonleitern auf. Heute ist das Tambourcorps bei Schützenfesten im Rheinland nicht mehr wegzudenken. Zusätzlich spielen weitere Instrumente wie Lyra, Pauke und Becken mit.

Geschichte des Spielmannswesens

Schon im 13. Jahrhundert waren Trommel- und Flötenspiel im Militär allgegenwärtig. Der Trommelschlag gab den Gleichschritt vor, vom Flötenspiel begleitet. Mit den aufkommenden Turnfesten im 19. Jahrhundert und den damit verbundenen Umzügen wurde auch die Spielmannsmusik zu einem festen Bestandteil dieser Feste. Man entwickelte sich vom militärischen Ursprung hin zum konzertartigen Musizieren. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Spielmannswesen für Propagandazwecke und die Selbstdarstellung genutzt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges brauchte man die Spielzüge nicht mehr und Musiker wurden als Soldaten eingezogen. Nach dem Krieg formierten sich wieder Spielmannszüge, die sich mit der Zeit in Verbänden zusammenfanden. Heute sind Spielmannszüge bei Feuerwehr, Turnverein und Schützenbruderschaft im Einsatz.

Chronik unseres Vereins

Gründung und erste Jahre (1920 - 1932)

Der erste Weltkrieg war kaum zu Ende - unser Vaterland zerbrochen und besiegt. Hunger und Kriegsnot wirkten noch im deutschen Volke. Das traditionelle Schützenfest durfte nicht gefeiert werden und jede öffentliche Veranstaltung und Zusammenkunft wurde verboten. Die heranwachsende Jugend, die sehr unter dem Krieg und der Hungersnot gelitten hatte, hatte keine Möglichkeit sich frei zu entfalten. Der einzige Lichtblick in dieser Zeit, waren die Kirmesgesellschaften, die weiterhin ihre Feste feiern durften. Durch diese Kriegsfolgen hatte sich selbst in Norf, zu der Zeit 2776 Einwohner, der Bürgersinn geregt, um die eigene kleine Welt in Ordnung zu bringen. Sechs Wochen vor dem ersten Nachkriegsschützenfest im Jahre 1920 entschlossen sich die Spielleute Albert Cremer und Anton Ingmann zur Gründung eines Tambourcorps. Durch Erfahrung und Können, welches beide in der Kaiser Armee als gediente Spielleute erlernten, teilten sie dieses Wissen mit anderen Norfer Musikfreunden.
Zu den Spielleuten der ersten Stunde zählten: Hubert Veiser, Heinrich Koenen, Theo Mux, Josef Schiefer, Johann Wolf, Josef Odendahl und Peter Förster.
Natürlich wurde in jeder freien Minute bis zum Fest geprobt und nach weiteren Instrumenten gesucht. So wurde aus zwei alten Trommeln eine neue gefertigt, Trommelfelle wurden aus gegerbter Ziegenhaut hergestellt und Trommelstöcke selbst gedreht. Ebenfalls wurden alte Holzquerflöten aufgetrieben und die ersten Uniformen angeschafft. Dies waren alte Polizeiuniformen, die der einheimische Schneider aufgearbeitet hatte. Endlich war das Schützenfest gekommen und die jungen Germanen konnten unter dem ersten Tambourmajor Peter Föster gleich zwei Märsche stolz präsentieren. Da Peter Föster kurze Zeit später als Major zurücktrat, übernahm Hubert Veiser diesen Posten.

Zur Zeit des Nationalsozialismus‘ (1933 - 1945)

1933 bekam das Corps wertvolle Verstärkung, sodass das damalige Norfer Schülercorps, wozu der spätere Tambourmajor Willi Giesen gehörte, aufgelöst wurde und geschlossen dem Tambourcorps beitrat.
Durch Peter Stoffels, der 1935 die Führung übernahm, begann die Blütezeit des Tambourcorps Germania Norf. Auf immer beliebter werdenden Wettstreits verschiedener Corps wurden die Germanen aus Norf Rheinlandmeister im Parade- und Präsentiermarsch. Hubert Veiser, immer noch Major, wurde 1939 zum Abschluss seiner aktiven Spielmannskarriere Schützenkönig von Norf. Er war der erste und bis jetzt letzte Schützenkönig in Norf, der aus den Reihen der Germanen stammt. Durch den Kriegsauftakt 1939 wurde das Tambourcorps zu einer Zwangspause gezwungen, da viele junge Männer in dem Kampf für unser Vaterland gezogen waren.

Nachkriegszeit (1947 - 1958)

Der zweite Weltkrieg ist auch an den Germanen nicht spurlos vorüber gegangen, trotzdem hat der Verein sich wieder aufgerappelt. Am 19.10.1947 wurde eine Versammlung unter der kommissarischen Leitung des ehemaligen Majors Peter Stoffels einberufen, wo 14 ehemalige Spielleute anwesend waren. Neu aufgestellte Statuten wurden ausgehändigt und ein neuer Vorstand gewählt. Peter Stoffels blieb weiter Major und wurde zum ersten Vorsitzenden ernannt. Theo Mux wurde Kassierer und Schriftführer war Willi Giesen. Als Beisitzer waren Konrad Axler und Peter Derichs tätig. Gleich sieben neue Mitglieder wurden aufgenommen, zu diesen zählten: Josef Hammes, Leo Nombrowski, Willi Krieger, Peter Schnok, Kurt Roosen, Heinz Wolf und Hardy Lützenkirchen. Durch alte Spielkameraden wurden noch zwei Trommelstöcke, vier Querflöten, eine Trommel, zwei Koppeln und zwei Adler gefunden. Alte braune Militärröcke, die blau umgefärbt und aufgearbeitet wurden, bildeten die neuen Uniformen. Auf der Versammlung wurde ebenfalls beschlossen, St. Martin in Norf und Umgebung musikalisch mitzugestalten. Durch diesen Neuanfang bekam das Tambourcorps schnell wieder einen Namen für klassische Marsch- und Zugmusik mit Qualität.
1948 veranstaltete das Tambourcorps den ersten Tanz in den Mai im Kaisersaal, heute bekannt auch als Tonhalle, wodurch ungefähr 720 Reichsmark in die Kasse des Corps flossen. Auch heute ist der Tambourcorps zusammen mit der Feuerwehr Norf, die 1968 dazu kam, Ausrichter dieses Festes, heute allerdings auf dem Norfer Kirmesplatz.
Auch der Karneval wurde nicht vernachlässigt. 1954 veranstaltete das Corps die erste Karnevalssitzung in der Norfer Tonhalle, die untermalt mit vielen Büttenreden und selbst komponierten Karnevalsstücken von den Spielleuten Hermann Krieger (späterer Oberst der Bruderschaft Norf), Georg Bellen, Peter Axler und Josef Hoster. Dies wurde so bekannt, dass auch andere Vereine die Germanen verpflichteten und das Tambourcorps nicht nur auf Veranstaltungen der Bruderschaft Norf sondern auch auf verschiedenen Events einzelner Corps aufspielten. Auch auf Silber- und Goldhochzeiten spielten die Germanen kostenlos auf, wodurch die damalige Satzung ein halbes Pfund Bohnenkaffee und eine Flasche Schnaps als Präsent für das jeweilige Jubelpaar bereithielt.
Nicht nur in Norf war das Tambourcorps bekannt, es spielte auch bei Stiftungsfesten in Kapellen, Rosellerheide, Duisburg-Buchholz und Stürzelberg. Bei einem Musikwettstreit in Stürzelberg, wo zehn andere Tambourcorps beteiligt waren, mussten diese Corps neidlos das bessere Können der Germanen aus Norf zugeben. Das Tambourcorps Germania Norf wurde erster, zweiter das Tambourcorps aus Nievenheim und dritter Grün-Weiß Wersten. Bei diesen Wettbewerben wurde vor allem auf das Standspielen und den Festzug, zu dem auch Haltung, Griffe, Spiel, Tempo, Schwierigkeiten und Corpsführung zählten. Das Neusser Schützenfest war natürlich genau wie das Schützenfest in Duisburg ein großes Highlight.

Ende des 20. Jahrhunderts (1959 - 1999)

Am 01.05.1959 feierte das Corps sein Vierzigjähriges-Jubiläum mit einem kleinen Festzug durch die Straßen Norfs. An diesem Umzug waren Frohsinn Norf, das Grenadiercorps, das Jägercorps und der Vorstand der Norfer Bruderschaft beteiligt. Nachdem Peter Stoffels das Tambourcorps 25 Jahre lang musikalisch geleitet und gefördert hatte, übernahm 1960 Willi Giesen diesen hohen Posten, wodurch die Musik noch verfeinert wurde.
1964 wurde die erste Lyra und die ersten Becken angeschafft, was damals eine echte Revolution war. Nun konnten auch Polkas und neue Märsche erlernt werden.
1970 feierte das Tambourcorps sein fünfzigjähriges Bestehen mit einem viertägigen Festprogramm. Es fing an dem traditionellen Tanz in den Mai an und am ersten Maifeiertag folgte ein Frühkonzert im Zelt zugunsten der Altenstube Norf-Derikum, die schließlich 326 DM bekam. Musikverein Frohsinn Norf erfreute mit über 50 Musikern gemeinsam mit dem Jubelcorps die Norfer Bevölkerung. Mit einem einstündigem Platzkonzert auf dem Goldberg in Derikum, sowie am Springbrunnen in Norf wurden die Samstagveranstaltungen eröffnet. Die Ehrung des Jubelcorps fand am Abend im Festzelt statt. Die Bruderschaft Norf sowie zahlreiche Vorstände der Norfer Vereine und Organisationen erschienen. Bürgermeister Graf von Pfeil, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, stellte die fünfzigjährige Tätigkeit des Tambourcorps symbolhaft hin für fünfzig Jahre Norfer Geschichte, in der die Vereine die Seele einer Gemeinde geworden seien. Das Tambourcorps Germania habe eine Idee hinübergerettet in unsere Zeit. Dafür gebühre ihm Dank. Das Wappen der Gemeinde Norf für die Uniform und ein Tambourstock waren sichtbare Zeichen der Ehrung. Ein weiterer Höhepunkt dieses Festkommerzes war die Ehrung des ehemaligen Tambourmajors Peter Stoffels. Die Germania bedankte sich bei ihm für seine aufopfernde Tätigkeit als Major und ernannte Peter Stoffels zum Ehrenmajor. Festgottesdienst am Sonntag, großer Zapfenstreich am Ehrenmal, sowie ein Frühschoppen mit viel Musik setzten Schlussakzente eines vielfältigen Programms. 1974 lud Major Willi Giesen zur ersten Vereinsfahrt nach Frohnleiten in der Steiermark ein. Das Tambourcorps, der Musikverein und zahlreiche Vertreter aus Norf, insgesamt 150 Leute, feierten gemeinsam das fünfzigjährige Jubiläum der Musikkapelle Frohnleiten, mit der man gut befreundet war. Dort erlebte die Bevölkerung zum ersten Mal den gemeinsamen Klang von Trommeln und Querflöten, als Frohsinn Norf und das Tambourcorps gemeinsam den Zapfenstreich spielten. Am Sonntagmorgen gab es eine große überraschung für die Frohnleitner, da das Corps aus Schützentradition die Bevölkerung weckte. Das Programm wechselte zwischen den beiden Klangkörpern und schließlich blieben die Germanen noch einige Tage für private Ausflüge in der Steiermark. Aus dieser Fahrt wurde bis heute alle vier Jahre eine Vereinsfahrt gemacht, natürlich immer zu anderen Orten und Vereinen, die die Kasse bezahlte. Es ging zum Beispiel nach Frohnleiten (1978), Velden am Wörthersee (1983), Imst in Tirol (1987) und nach Ungarn an den Plattensee (1991).
Am 23.02.1976 verstarb plötzlich und unerwartet der Major Willi Giesen an Herzversagen, der ganze zweiundvierzig Jahre im Tambourcorps, davon fünfzehn als Major, gedient hatte. Dies war ein großer Schicksalsschlag. Sein Schwiegersohn Hans-Dieter Roßlenbroich übernahm für fünf Jahre den Posten des Majors und man feierte schließlich das sechzigjährige Bestehen. Ein besonderer Dank gilt hierbei Frohsinn Norf für die große Unterstützung.
1981 übergab Hans-Dieter Roßlenbroich die Stabsführung an den mittlerweile nun Ehrenmajor Matthias Mindermann. Der gebürtige Glehner ist seit 1965 im Tambourcorps aktiv dabei, wobei er viel im Vorstand arbeitete (1973-1976: Spieß, 1976-1981: Vizemajor) und der Jugend das Trommel spielen beibrachte.
Am 01.05.1995 fand ein Frühkonzert wegen des fünfundsiebzigjährigen Jubiläums statt, wodurch mehrere Tambourcorps aus Reuschenberg, Uedesheim, Rosellerheide, und Hoisten wie Frohsinn Norf beteiligt waren.

Heute (2000 - 2019)

Seit 2008 bleibt die Stabsführung in der Familie Mindermann. Matthias‘ Sohn Ralf Mindermann leitet das Corps mit Hilfe von Stefan Kaja und Lena Neskes bis heute.
Ab 2012 nimmt das Tambourcorps Germania Norf auch Frauen und Mädchen auf. Zu den ersten Damen gehören Lena Neskes, Lena Odendahl und Tatjana Sohns.
Im Jahre 2013 hat der junge Spielmann Mika Rottmann die Würde des Schülerprinzen von Norf und des Bezirksschülerprinzen errungen. 2019 spielte das Tambourcorps nach über 34 Jahren erstmals wieder beim Fackelzug in Neuss auf. Es hat uns viel Spaß gemacht.

Das Tambourcorps Germania Norf steht bei vielen Anlässen im Blickpunkt des Geschehens, sei es bei den zur Zeit sieben auswärtigen Schützenfesten, Goldhochzeiten, Karnevalsveranstaltungen, St. Martinsumzüge, Stiftungsfeste, Corps und Vereinsfeste, sowie Wohltätigkeitskonzerten. Das Bestreben war und ist ein guter Repräsentant für das Stadtteil Norf zu sein. Die Norfer Germanen von heute sind Idealisten. Alles was auf Schützenfesten und anderweitigen Veranstaltungen an Honorar gezahlt wird, fließt in die Vereinskasse. Davon werden Uniformen, Instrumente, Vereinsfahrten, interne Jugendförderung, sowie Corpsfeste finanziert. So hat das heutige Tambourcorps Germania eine Stärke von 24 Spielleuten, sowie noch einige Jugendliche, die sich in der Ausbildung befinden.